Page 17 - Volkswohl Fürth - 100 Jahre
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Die Kißkaltschen
Arbeiterhäuser zwischen
Rednitz und dem alten
Israelitischen Friedhof
Küche, Schlaf- und Wohnzimmer diente. Man- Einen gegensätzlichen Weg schlug Kißkalts unterschieden sich auch
che Fürtherinnen und Fürther waren gezwun- Konkurrent, der Bauunternehmer Philipp in ihrer Bauweise von
gen, sich mit einer bloßen Bettstelle zufrieden- Ammon (1858–1931) ein, der zwischen 1908 anderen Neubauten.
zugeben, außer zum Schlafen durften sich diese und 1910 mit der Anlage der Kornstraße den Im Gegensatz zu diesen
»Schlafgänger« ansonsten nicht in der Woh- Versuch unternahm, mit nur dreigeschossigen, wurden sie nicht als
nung aufhalten. Die Bewohner und Bewohne- individuell gestalteten Mietshäusern in einer solider Sandsteinbau
rinnen litten unter den beengten Umständen, leicht geschwungenen Straße eine anheimeln- errichtet, sondern in
der fehlenden Privatsphäre, bedenklichen de Atmosphäre und damit einen bewussten Ziegelbauweise, wie es in
hygienischen Verhältnissen und infolgedessen Kontrast zu einförmigen Mietskasernen zu Fürth ansonsten nur für
gesundheitlichen Problemen. schaffen. Gewerbegebäude üblich
Nur wenig besser waren die Verhältnisse in Doch Ammon blieb mit seinem Vorstoß war.
den Arbeiterwohnungen, die um die Jahrhun- eine rühmliche Ausnahme. Vom privaten Woh-
dertwende der Bauunternehmer Georg Kißkalt nungsbau war ansonsten wie fast allerorten
(1859–1920) in vier Mietshäusern am Ufer der keine Lösung zu erwarten, da die Gewinnmaxi-
Rednitz in ausgesprochen schlichter Weise und mierung im Vordergrund stand und nicht, die
Ausstattung – ohne Bäder, die Toiletten ohne Lebensverhältnisse der sozial Schwachen zu
Wasserspülung, die Küchenherde mit offener verbessern. Die kommunale Wohnungspolitik
Feuerstelle – errichten ließ. beschränkte sich in der Regel darauf, die
16 Wohnen und Arbeiten