Page 6 - Geschäftsbericht 2020
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100 JAHRE


                VOLKSWOHL





                Die  Bau-  und  Siedlungsgenossenschaft        Um genau zu sein am 16. Dezember 1920 war
                Volkswohl eG fußt in ihrer heutigen Gestalt auf  es schließlich soweit, dass sich 19 Personen
                drei Genossenschaften. Die jüngste der drei    zusammenfanden  und  die  „Baugenossen-
                Wurzeln, die „Bau- und Siedlungsgenossen-      schaft Volkswohl e.G.m.b.H.“ ins Leben riefen.
                schaft“ (gegründet 1948) fusionierte im Jahr   Unter den Gründungsmitgliedern fanden sich
                2010 mit der „Baugenossenschaft Volkswohl“.    überwiegend Handwerker und Bedienstete von
                                                               Post und Bahn, meist wohnhaft in der Fürther
                Bereits im Jahr 1941 erfolgte ein erster genos-  Südstadt.  Tatkräftig  beraten  und  unterstützt
                senschaftlicher  Zusammenschluss  zwischen     wurden die Gründungsmitglieder von der 1912
                der  1921  gegründeten  „Baugenossenschaft     gegründeten „Baugenossenschaft Selbsthilfe“
                der  Kriegsbeschädigten“  und  der  1920  ge-  aus der Nachbarstadt Nürnberg. Zum ersten
                gründeten „Baugenossenschaft Volkswohl“. Im    Vorsitzenden wählte die Gründungsversamm-
                Jahr 2020 konnte somit die Genossenschaft      lung den bereits zuvor sozial stark engagierten
                auf  eine  einhundertjährige  Geschichte  der   Schreiner Konrad Ulrich (1880-1945).
                ältesten ihrer Wurzeln zurückblicken.
                                                               Von 19 Mitgliedern bei Gründung wuchs die
                Grund genug, den Blick zurückschweifen zu      Mitgliederzahl bis Ende 1921 schnell auf 181
                lassen: Die Stadt Fürth zählte im ausgehenden  Mitglieder an. Im Mai 1922 konnte schließlich
                19.  und  frühen  20.  Jahrhundert  zu  den    das erste Bauvorhaben der Genossenschaft
                Kommunen mit den stärksten Bevölkerungs-       bezogen werden, die beiden Häuser Ludwig-
                zuwächsen in ganz Bayern. So stieg die Zahl    straße 94 und 96 in der Fürther Südstadt. Es
                der Bewohner zwischen 1875 und dem Beginn      folgten in den ersten Jahren weitere Wohnbau-
                des Ersten Weltkrieges um mehr als das Zwei-   ten in der Ludwigstraße, der Kaiserstraße und
                einhalbfache auf rund 70.000 Menschen an.      der Erhard-Segitz-Straße.
                Grund  dafür  war  der  beeindruckende  Auf-
                schwung der verschiedenen Industriezweige in   Die Geschichte der weiteren beiden Vorgänger-
                der Kleeblattstadt, allen voran der Spiegelglas-  genossenschaften und die Entwicklung hin zur
                und  Möbelherstellung,  der  Fertigung  von    heutigen Bau- und Siedlungsgenossenschaft
                Bronzefarben, Blattmetall und Spielwaren und   Volkswohl eG mit rund zweitausend Mitgliedern
                nicht  zuletzt  des  Brauereiwesens.  Die      und  einem  Immobilienvermögen  von  über
                Wohnungsbautätigkeit im Stadtkern und den      1.500 Wohneinheiten ist in der anlässlich des
                weiteren, teils neu erschlossenen Stadtteilen  Jubiläums erschienen Festschrift beschrieben.
                konnte damit nicht Schritt halten. Die Lage am  Reich bebildert und informativ beleuchtet wird
                Wohnungsmarkt entspannte sich auch nach        beispielsweise auch der Genossenschaftsge-
                Kriegsende nicht. Die Folge waren beengte und  danke an sich, die Wohnsituation in Fürth vor
                teils  untragbare  Wohnverhältnisse.  Für  viele  und um das Gründungsjahr 1920 und die Stel-
                Menschen war angemessener Wohnraum zu          lung im Nationalsozialismus. Recherchiert und
                dieser  Zeit  schlicht  nicht  erschwinglich.  Die  verfasst   wurde   das   Jubiläumswerk
                Gründung  von  Wohnungsgenossenschaften        von  Frau  Helga  Zahlaus  und  Herrn  Bernd
                zur Schaffung neuen, bezahlbaren Wohnraums     Windsheimer, aber auch Frau Karin Jungkunz
                war eine Möglichkeit zur Abhilfe. Eigeninitiative  und allen weiteren Beteiligten gilt der Dank für
                war also gefragt.                              ihr Wirken hierbei.









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