Page 135 - Volkswohl Fürth - 100 Jahre
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rungsgesetz der Bundesregierung, das als gestellt, was nur eine Schlussfolgerung zuließ:
»Dritte Säule« neben Neubau und Städtebau- »In der vorausschauenden Beurteilung unserer
förderung treten sollte. Wohnungsverwaltung dürfen wir uns den
Renovierungs- und Instandhaltungsmaß- gewandelten und als berechtigt anerkannten
nahmen hatten bei Volkswohl seit jeher eine Ansprüchen nicht verschließen, sondern wer-
bedeutende Rolle gespielt. Schon 1928, in einer den die Nachfrage nach modernisierten Alt-
Zeit kurzer wirtschaftlicher Erholung, hatte bauwohnungen in unserer Planung berücksich-
man damit begonnen, in den ersten Bauten, die tigen und auch verwirklichen müssen.« 11 1975
noch in der Inflationszeit mit begrenzten Mit- zeigte sich die Notwendigkeit von Renovie-
teln errichtet worden waren, Treppenhäuser zu rungsmaßnahmen noch deutlicher. Obwohl die
renovieren. Auch in den 1930er Jahren bis zum Nachfrage nach großen Neubauwohnungen
Zweiten Weltkrieg waren laufend Ausbesse- aufgrund der unsicheren Wirtschaftslage rapi-
rungs- und Erneuerungsarbeiten an Fenstern, de nachließ, waren nicht modernisierte Altbau-
Fassaden und Dächern und vielem mehr wohnungen dennoch so gut wie nicht mehr zu
durchgeführt worden, was nach Kriegsende vermieten, was sich empfindlich in einem Ver-
fortgesetzt wurde. Ebenso wichtig war es, tech- lust an Mieteinnahmen bemerkbar machte. Da
nisch auf der Höhe der Zeit zu bleiben, weswe- insbesondere das Fehlen von Bädern und Zen-
gen beispielsweise elektrische Versorgungslei- tralheizungen kaum mehr hingenommen wur-
tungen verstärkt und in vielen Altbauwohnun- de, stand die Behebung dieses Nachteils in den
gen Herde und Öfen gegen neuzeitliche nächsten Jahren im Vordergrund.
Modelle ausgetauscht wurden. Noch bedeutend über diese Maßnahmen
Etwa zu Beginn der 1970er Jahre trat ein hinaus ging die Renovierung im Anwesen Ama-
grundlegender Wandel beim Wohnungsbedarf lien-/Schreiberstraße, die 1983 in Angriff
ein. Von einer drückenden Wohnungsnot wie genommen wurde. Hier ging es nicht nur um
in der Nachkriegszeit konnte keine Rede mehr den nachträglichen Einbau von Badezimmern
sein. Gleichwohl herrschte gerade in den Städ- und Zentralheizung, sondern die dortigen
ten unverändert eine hohe Nachfrage nach »Schlichtwohnungen«, errichtet »im Jahre
Wohnraum, was sich auch in einer nicht nach- 1951 unter dem Zwang größter Woh-
lassenden Zahl an Gesuchen bei Volkswohl nungsnot« 12, wurden allesamt einem grundle-
zeigte, bei denen sich aber unübersehbar »in genden Umbau unterzogen. Dazu zählte, die
zunehmendem Maße der Trend nach der zeit- Wohnungen mit Bädern, Zentralheizung und
gemäßen Ansprüchen genügenden Altbauwoh- Isolierglasfenstern zu versehen, aber auch, den
nung bemerkbar« 9 machte. »Die Zeiten, in Grundriss zu vergrößern, wodurch sich die die
denen eine unzulänglich ausgestattete Woh- Zahl der Wohnungen von 26 auf 14 verkleiner-
nung unbesehen zugewiesen werden konnte, te. Dafür war ein Auszug der bisherigen Mieter
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sind vorbei« , wurde unmissverständlich fest- unumgänglich. Ihnen wurde eine andere
134 Die Jahre 1970 bis 1997