Page 143 - Volkswohl Fürth - 100 Jahre
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zwanzigjähriger Wartezeit der offizielle Start-
       schuss für die schrittweise Räumung der
       Behelfsbauten und der Umzug der Bewohne-
       rinnen und Bewohner in zeitgemäße Unter-
       künfte gefallen war. Nicht zuletzt dem tatkräfti-
       gen Engagement Kreitschmanns war es zu ver-
       danken, dass für das Projekt neben einer
       finanziellen Förderung durch den Bezirk Mit-
       telfranken und die bayerische Staatsregierung
       auch Bundesmittel flossen. Der umtriebige  Der Gründer und langjährige Vorsitzende der
       »Wohnbaupastor« 2  sprach persönlich beim  Bau- und Siedlungsgenossenschaft, Pastor
       Bundesbauministerium in Bonn-Bad Godes-  Walter Kreitschmann (1906–1982), hatte maß-
       berg vor und präsentierte Fotografien, »die den  geblichen Anteil an der Realisierung der »neuen«
       zuständigen Bundesbediensteten die Augen für  Heilstättensiedlung. Fotografie um 1960.
       die Notlage der Bewohner der Heilstättensied-
       lung sehr schnell öffneten.« 3         re 34 hinzu. Sämtliche Häuser gingen auf Pla-
          Die ersten Wohnblöcke mit fünf bis sechs  nungen des Stadelner Architekten Heinz Kunz
       Geschossen sollten 27 Familien ein neues  zurück, der bereits seit Mitte der 1950er Jahre
       Zuhause bieten. Mit »ein wenig Genugtuung« 4  Wohngebäude für die Bau- und Siedlungsge-
       stellte die Genossenschaft im nächsten Früh-  nossenschaft entworfen hatte.
       jahr fest, dass die eigenen Bauten schon fast im  Erklärtes Ziel der Bau- und Siedlungsge-
       Rohbau fertig waren, während die städtische  nossenschaft war es dabei von Anfang an, die
       Wohnungsbaugesellschaft mit ihren Vorhaben  Heilstättensiedlung zu einem Musterwohnvier-
       immer noch in der Planungsphase steckte.  tel auszubauen und die Häuser nach moderns-
          Dabei war jedem der Beteiligten klar, dass  ten Prinzipien auszustatten. Alle erhielten – für
       dieser Wohnblock nur einen Tropfen auf dem  die frühen 1970er Jahre noch ungewöhnlich –
       heißen Stein darstellte, denn zahlreiche andere  an der Außenfassade eine Isolierung. Für Wär-
       Familien mussten sich noch lange gedulden, bis  me sollten Elektro-Nachtspeicherheizungen
       auch sie in den Genuss einer der neuen Woh-  sorgen, die seinerzeit wegen ihrer Emissions-
       nungen gelangten. So bildeten diese Häuser,  freiheit als besonders umweltfreundlich galten.
       die Anfang 1972 bezugsfertig waren, nur den  Zu jeder Wohnung gehörte eine vollständige
       Auftakt für ein umfangreiches Bauprogramm.  Einbauküche, ein Bad – getrennt vom WC –
       In rascher Folge wurden in den nächsten Jah-  war ohnehin längst nicht mehr wegzudenken.
       ren weitere Wohnungen an der Heilstätten-  Geräumige Balkone an der Südwestseite ver-
       und Paul-Keller-Straße fertiggestellt, bis 1979  sprachen einen angenehmen Aufenthalt an
       waren es 148, von 1985 bis 1986 kamen weite-  sonnigen Tagen.
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