Page 152 - Volkswohl Fürth - 100 Jahre
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tenen Unterstützung beim Umzug. Sogar das
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                                                                             tragten Architekturbüros, das Baufälligkeit
                                                                             bescheinigte, wurde angezweifelt. Danach war
                                                                             der Zustand der in äußerst einfacher Bauweise
                                                                             erstellten Gebäude aus den späten 1920er Jah-
                                                                             ren als minderwertig zu bezeichnen, zum Teil
                                                                             schon bedingt durch einige Auffälligkeiten der
                                                                             Bauart an sich. Brandschutzwände zwischen
                                                                             den einzelnen Häusern fehlten, einige tragende
                                                                             Elemente durchzogen den gesamten Baukör-
                                                                             per. Aufgrund dieser besonderen Konstruktion
                                                                             kam auch eine Einzelsanierung, wie es bei
                                                                             anderen Genossenschaftswohnungen bei Aus-
                                                                             zug eines Mieters fortwährend gehandhabt
                                                                             wurde, nicht infrage.
                                                                                Selbst im Fürther Stadtrat wurden die Pläne
                                                                             kontrovers diskutiert. Ein Vorstoß der Grünen-
                                                                             fraktion, die Siedlung als »denkmalwürdiges
                                                                             Ensemble der Genossenschaftsgeschichte« zu
                                                                                                               3
                                                                             erhalten, blieb jedoch chancenlos.
                                                                                Letztlich fügten sich alle Mieterinnen und
                                                                                                       4
                                                                             Mieter »in das Unvermeidliche« und räumten
                                                                             bis 2001 die »Problemanlage« , ohne dass es zu
                                                                                                     5
                                                                             gerichtlichen Auseinandersetzungen gekom-
                                                                             men wäre. Nicht alle akzeptierten das Angebot
                                                                             eines Umzugs in eine andere Genossenschafts-
                                                                             wohnung, sondern sahen sich anderweitig
                              2013 wurde die 1953 errichtete Wohnanlage an der  nach einer passenden Wohnstätte um. Danach
                              Ecke Amalien- und Ludwigstraße abgerissen. Dem  konnte der Abriss, der unmittelbar nach Aus-
                              Abbruch fiel auch das Wandmosaik »Handwerks-   zug der ersten Mieterinnen und Mieter in die
                              berufe« zum Opfer. Nur der Hirtenknabe, eine   Wege geleitet worden war, zu Ende gebracht
                              90 cm große Bronzefigur von Gudrun Kunstmann,  werden.
                              die ursprünglich Teil eines Brunnens war und von  Abriss statt Sanierung war auch das Gebot
                              Volkswohl 1954 in Auftrag gegeben worden war,  der Stunde bei der Wohnanlage Ecke Amalien-/
                              blieb bis heute erhalten. Fotografien 2013 und 2019.  Ludwigstraße. Eine technische Überprüfung
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