Page 64 - Volkswohl Fürth - 100 Jahre
P. 64
Göring (1893–1946), verantwortlich für die
Durchführung des Vierjahresplans, verfügte,
jedes nicht vordringliche Bauvorhaben zurück-
zustellen. Infolgedessen war der Wohnungsbau
ab diesem Zeitpunkt bereits stark rückläufig.
Mit dem tatsächlichen Kriegsausbruch
1939 verschärften sich die Probleme. Deshalb
sowie wegen eines frühen Wintereinbruchs
konnten statt der vorgesehenen vier Häuser an
der Schreiberstraße nur zwei fertiggestellt wer-
den, der Mangel an Baumaterial nahm zu,
wobei Holz als »der am schwierigsten zu
beschaffende Baustoff« genannt wurde.
13
Ebenso musste der eigentlich für dasselbe
Jahr geplante Kauf eines neuen Grundstücks
an der Amalien-/Ludwigstraße »auf Grund der
gegenwärtigen Verhältnisse zurückgestellt« 14
Das Eckhaus Schwa- die Ludwig- und Kaiserstraße in Richtung des werden. 1940 ließ sich der Kauf zwar doch
bacher Straße und nördlichen Teils der Südstadt. Das Bauvorha- noch realisieren und auch die zwei Häuser in
Daniel-Ley-Straße wird ben mit drei Häusern auf dem neuen Bauplatz der Schreiberstraße konnten bezogen werden,
durch einen Erker wurde im Jahr darauf umgesetzt, und Verhand- mit einem ein Jahr später erlassenen Neubau-
akzentuiert. Fotografie lungen über den Erwerb weiterer Flächen verbot des Generalbevollmächtigten für die
1930er Jahre. waren bereits eingeleitet. Bauwirtschaft, Friedrich Todt (1891–1942),
Doch früh begann sich abzuzeichnen, in brach der Wohnungsbau aber völlig ein. Ausge-
welche Richtung die Zeichen der Zeit wiesen. nommen von der Verfügung waren vorerst
Nicht nur der Einbau von Luftschutzkellern lediglich als »kriegswichtig« anerkannte Woh-
deutete spätestens ab 1935 auf einen kommen- nungsbauten, die im Zusammenhang mit
den Krieg hin, bald machte sich auch eine Ver- Wehrmachts-, Rüstungs- und Vierjahresplan-
knappung von Baumaterial sowie ein Fachar- objekten erstellt wurden, woraus Volkswohl
beitermangel bemerkbar, da im Rahmen des allerdings keinen Nutzen ziehen konnte. Ab
Vierjahresplans alle verfügbaren Kräfte und 1943 kam dann jeglicher Wohnungsbau zum
Rohstoffe dem immer vehementer vorangetrie- Erliegen.
benen Ausbau der Rüstungsindustrie zur Verfü- Somit blieb bis auf Weiteres die Tätigkeit
gung zu stehen hatten. Schon ein Jahr vor der Genossenschaft »auf Verwaltung und
Kriegsbeginn bekam der Wohnungsbau weitere Erhaltung des vorhandenen Besitzes be-
Beschränkungen zu spüren, als Hermann schränkt.« 15 Selbst dies stieß zunehmend an
63