Page 36 - Volkswohl Fürth - 100 Jahre
P. 36

Ludwig-/Erhard-Segitz-/Steubenstraße (bis
                                                                             1949: Sedanstraße) befand es sich direkt
                                                                             gegenüber der ersten Baufläche.
                                                                                Steuersenkungen und umfangreiche Inves-
                                                                             titionsprogramme führten endlich auch zu
                                                                             einer Belebung des Wohnungsbaus. Ab 1924
                                                                             wurde die sogenannte Hauszinssteuer erhoben,
                                                                             eine Ausgleichsabgabe, die Hauseigentümer zu
                                                                             leisten hatten, da diese ihren Besitz während
                                                                             der Geldentwertung hatten entschulden kön-
                                                                             nen und somit als Gewinner aus der Inflation
                                                                             hervorgegangen waren. Die eingenommenen
                                                                             Gelder flossen in erster Linie dem Bausektor
                                                                             zu, wodurch bald eine enorme quantitative
                                                                             Steigerung bei der Wohnungsproduktion zu
                                                                             verzeichnen war, zu der die Baugenossenschaf-
                                                                             ten einen maßgeblichen Anteil leisteten.
                                                                                Da in diesem Zusammenhang auch das
                                                                             Bauprogramm der Stadt Fürth, wie seit Lan-
                   Das großzügig gestal-  Ein Bauarbeiterstreik im Frühjahr verzögerte  gem erhofft, ausgeweitet wurde, konnte das
                   tete Treppenhaus im  die Arbeiten zusätzlich. Noch 1925 »war von  Jahr 1927 bei der Volkswohl »als das produk-
                   Anwesen Schwabacher  der erhofften allgemeinen Besserung nichts zu  tivste und arbeitsreichste seit Bestehen der
                   Straße 161 war bis zur  bemerken.« 11  Bis in die zweite Hälfte des Jah-  Genossenschaft bezeichnet werden.« 13  Fünf
                   halben Höhe gefliest  res machten anhaltende Preissteigerungen dem  Häuser mit 42 Wohnungen wurden fertigge-
                   und die Bögen mit  Baugewerbe zu schaffen.                stellt, ein weiteres mit zehn Wohnungen befand
                                         Erst ab dem Jahr 1926 war, obgleich »sich  sich am Ende des Geschäftsjahres im Bau.
                   zeitgenössischer Art-
                                      die auf dasselbe gesetzten Erwartungen nicht  Der Aufschwung zeigte unmittelbare Aus-
                   Déco-Malerei verziert.
                                      erfüllt« hatten, dennoch »eine gewisse Stabili-  wirkungen auf die Baupläne. Bis 1926 ähnelten
                   Fotografie 1930.
                                      tät in der Wohnungsherstellung« 12  zu beobach-  Wohnungsgröße und -ausgestaltung den ersten
                                      ten, als die ständige Erhöhung der Baumate-  Bauten von 1921/22, bei denen eine relativ ein-
                                      rialpreise endlich an ein Ende gekommen  fache und zweckmäßige Ausstattung notwen-
                                      schien. So konnte, nachdem das erste Grund-  dig war, um die Baukosten und damit auch die
                                      stück im Herbst 1925 überbaut war, ein zweiter  Mieten gering zu halten. Erst mit Verbesserung
                                      Baublock auf einem im Januar wiederum von  der gesamtwirtschaftlichen Lage traten hier
                                      der Stadt erworbenen Grundstück in Angriff  Veränderungen ein. Die Wohnfläche nahm zu,
                                      genommen werden. Mit seiner Lage an der  und ab 1926 wurden die Wohnungen mit
                                                                                                              35
   31   32   33   34   35   36   37   38   39   40   41