Page 116 - Volkswohl Fürth - 100 Jahre
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gung erteilt. Kurz nach der Währungsreform
ging mit der Fertigstellung des Daches das Got-
teshaus seiner Vollendung entgegen. St. Niko-
laus geweiht, wurde es rechtzeitig zum Festtag
dieses Heiligen (6. Dezember) am 5. Dezember
1948 seiner Bestimmung übergeben. Das
Kirchlein, das wegen seiner Lage am Waldrand
und seines nach Plänen des Nürnberger Archi-
tekten August Bruckschlögl (1904–1995) ge-
stalteten Aussehens als romantisches Postkar-
tenmotiv galt, wurde Ende der 1980er Jahre
abgerissen und durch einen Neubau ersetzt,
nachdem sich die marode Bausubstanz als
nicht mehr reparaturfähig erwiesen hatte. Bis
1999 noch Filialkirche von St. Heinrich und
Kunigunde, wurde sie in diesem Jahr zur eigen-
Die zumeist katho- massive Konstruktion zu ersetzen, zunächst ständigen Pfarrei erhoben.
lischen Flüchtlinge und nur wenig Verständnis entgegenbrachten, Doch nicht nur das geistige, auch das leib-
Vertriebenen errichteten begannen einige Gemeindemitglieder, ohne liche Wohl kam nicht zu kurz. Die Baracken
eigenhändig mit Mate- eine behördliche Genehmigung abzuwarten, boten neben Wohnraum auch reichlich Platz
rial aus Gebäuderuinen kurzentschlossen dennoch mit dem Bau, wobei für die unterschiedlichsten Arten von Gewerbe,
sie weder Aufwand noch Mühe scheuten. Da Gastronomie und Dienstleistung.
und anfangs ohne offi-
der Bezug von Baumaterialien streng reguliert Seit Juli 1949 servierte die Gaststätte »Zur
zielle Baugenehmigung
war, schafften sie eigenhändig über einige Ent- Heimat« in der Jakob-Böhme-Straße eine viel-
die Kirche St. Nikolaus,
fernung Steine aus Ruinen heran, die dann fältige Auswahl an Speisen und Getränken.
die im Dezember 1948
noch in vielen Arbeitsstunden geputzt und Schon kurz nachdem sich ab Anfang 1948 die
eingeweiht wurde.
behauen werden mussten. Nachricht von der Freigabe der Barackenanla-
Fotografie um 1950.
Viele Pfarrangehörige packten beim Bau ge durch die US-Armee und der Verwendung
mit an, um weitere Kosten zu sparen. Das Bau- als Flüchtlingsunterkunft verbreitet hatte,
amt erhob selbstverständlich mehrfach Ein- bewarben sich die Fürther Brauereien Geis-
spruch wegen des »Schwarzbaus«, weshalb die mann, Humbser und Grüner, aber auch die
Arbeiten immer wieder ruhen mussten, doch Nürnberger Lederer-Bräu AG darum, eine
schließlich wurde nach persönlicher Fürspra- künftige Gastwirtschaft mit ihren Erzeugnissen
che des zuständigen Pfarrers beim Zweiten beliefern zu dürfen, da »im weiten Umkreis
Bürgermeister Johann Adam (»Hans«) Segitz dieses Platzes keinerlei Bierwirtschaft oder
(1898–1963) eine nachträgliche Baugenehmi- sonstige Bierbezugsmöglichkeit vorhanden
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