Page 122 - Volkswohl Fürth - 100 Jahre
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Flurbeleuchtung musste eigens angesucht wer- den Wegen müsse viel gerichtet werden, bevor
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den. Die Genossenschaft beklagte, dass dies die der Winter einbreche« , kritisierten die Mit-
Durchführung von Reparaturen und Instand- glieder auf ihrer Generalversammlung 1953.
haltungsmaßnahmen unangemessen verzögere. Auf der anderen Seite forderte auch der
Viele Schäden würden trotz wiederholt vorge- Bund einige Male ihre Hauptmieterin, die
brachter Beanstandung gar nicht behoben, wie Stadtverwaltung, zur Behebung von Mängeln
zum Beispiel undichte Dächer oder morsche auf, zum Beispiel zur Sicherung der Schachtab-
Fensterrahmen. Zu Meinungsverschiedenhei- deckung der Klärgrube, um die Gefahr schwe-
ten kam es auch über angebliche Unregelmä- rer Unfälle zu bannen.
ßigkeiten bei der Einhebung der Mieten oder Die Heilstättensiedlung als Eigentümerin
die nach Ansicht der Mieterinnen und Mieter übernehmen zu können, war bei der Bau- und
zu hohen Gebühren für die Badeanstalt. Siedlungsgenossenschaft noch vor Bezug der
Nach einer Versammlung der Siedlungsbe- letzten Baracken ein Thema. In einer Informa-
wohner wurde 1951 beim Grundstücksreferat tionsveranstaltung zum Stand des Siedlungs-
als der zuständigen städtischen Stelle eine lan- ausbaus, die im Oktober 1949 in der kurz
ge Liste mit »Klagen und Wünsche[n] der Mie- zuvor eröffneten Gaststätte »Zur Heimat«
ter« 14 vorgelegt. Die Beschwerden und Anträge abgehalten wurde, berichtete Vorstand Ambros
wurden zwar von der Stadtverwaltung geprüft, Diez über die Unterredungen, die zum Grund-
aber nicht alles konnte in der Folgezeit zur stückserwerb bereits im Gange waren und bei
Zufriedenheit der Siedlerinnen und Siedler denen von einem Kaufpreis von einer halben
geregelt werden. Die kommunalen Organe Million DM die Rede war. Indessen zielten die
beriefen sich bei ihrem Handeln zuweilen auch Vorstellungen der Genossenschaft in eine ganz
auf deren Status als Untermieter, denen bereits andere Richtung: »Alle Anwesenden stimmten
recht großzügige Privilegien zugestanden wür- seiner Meinung, die Bundesrepublik könne
den: »Die Bau- und Siedlungsgenossenschaft ihnen das Grundstück ruhig schenken, lebhaft
hat weiterhin den Vorteil, daß sie bei der Verga- zu.« 17
be der Wohnungen beteiligt ist, obwohl es sich Unermüdlich verfolgte die Bau- und Sied-
in diesem Fall um keine Genossenschaftswoh- lungsgenossenschaft ihr Anliegen weiter, wie
nungen handelt.« 15 aus einem Schreiben an Bundesfinanzminister
Die Genossenschaft ihrerseits machte gele- Fritz Schäffer (1888–1967) vom Oktober 1950
gentlich ihrem Unmut über ihre Vermieterin hervorgeht, mit dem sie die Bundesregierung
Luft: »Die Stadt, die monatlich die Miete ein- um Überlassung der Heilstättensiedlung der
stecke, tue viel zu wenig für die Erneuerung der Wohnanlage ersuchte, »[u]m […] auch als
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Fußböden in den Wohnungen, deren Belag Genossenschaft wirken zu können« . Darin
zum größten Teil abgebröckelt sei, und auch an erläuterte sie eindringlich die »Wichtigkeit,
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